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 Wikinger- die Gesellschaftsordnung

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Ursa Freyadottir Grohnert
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BeitragThema: Wikinger- die Gesellschaftsordnung   Wikinger- die Gesellschaftsordnung EmptyMi März 22, 2017 7:25 pm

Die Gesellschaftsordnung der Wikinger



Die Gesellschaftsordnung und Weltanschauung der Wikinger unterschied sich von anderen Gesellschaftsformen ihrer Zeit. Diese anderen Ansichten waren vielleicht mit einer der Hauptgründe dafür, dass die Wikinger so erfolgreich expandieren und sich ausweiten konnten. In weiten Teilen der damals bekannten und auch teilweise unbekannten Welt haben sie sich niedergelassen und neue Siedlungen gegründet.

Die nordische Gesellschaftsordnung war einfach strukturiert und setzte sich im wesentlichen aus drei Klassen zusammen :
Den Häuptlingen (Jarlar)
Den freien Bauern (Karlar)
Den Sklaven ( Thraellar)

Die Grundlage für diese These von der gesellschaftlichen Dreiteilung im alten Skandinavien ist ein altes, mythologisches Gedicht, die Rígsþula, dem Merkgedicht von Rig (Rigr).

Dieses alte, in der Edda niedergeschriebene Gedicht, schildert den Zustand der mittelalterlichen Gemeinschaft des Nordens mit ihren drei Ständen Knechte, Bauern und Jarlen sowie dem König, dem auch priesterliche Aufgaben zukamen. Das Merkgedicht lässt sich vereinfacht so zusammenfassen:

Rig war bei einer seiner Wanderungen über die Erde und kehrte in drei Behausungen ein ....

In der ersten Hütte wohnten Ahn (Ain, „Großvater”) und Edda („Großmutter”), die in einfachsten Verhältnissen ein müßiges Leben führten. Sie vermochten Rig nur ein schlichtes und grobes Mahl anzubieten, doch war er zufrieden, gab Rat, verbrachte drei Tage bei ihnen und zog weiter.
Edda war schwanger geworden und gebar einen Sohn, einen runzligen, schmuddelig braunen und wenig ansehnlichen Knaben, den sie „Knecht” nannten. Herangewachsen kam zu ihm die Tippelmaid, gewachsen wie er, sie heirateten und hatten viele Kinder, die den Stand der Knechte und Mägde bildeten.

Das nächste Paar bewohnte eine Halle, das Paar Ätti und Amma traf Rig bei der Arbeit an. Bei ihnen wurde er reicher bewirtet, das Brot war besser, es gab Fleisch und Bier und Rig riet wie zuvor bei den Ärmeren.
Auch Ätti war schwanger geworden, den frisch-roten, gesunden Knaben nennen sie Karl. Als er erwachsen war, holten seine Eltern ihm die Schnur heim, die „Herrin der Schlüssel” genannt war. Ihre Kinder hießen Bauer, Schmied, Degen, Maid, Frau, Tüchtige usw., von ihnen stammt der Stand der Freien.

Rig besuchte ein drittes Paar, es bewohnt einen Saal, den Hausherrn findet er bei Sichtung seiner Waffen, die Frau bei der Sorge um ihr Kleid vor. Hier gibt es für ihn ein reiches Mahl mit Wein, das sogar auf Tischtuch dargeboten wird, das Mahl begleiteten Gespräche und zuletzt gab Rig auch ihnen Rat.
Entsprechend geriet der bald geborene, lichte und helle Knabe Jarl, der sich schon in früher Jugend in den Waffen übte. Dabei traf in einmal im Walde Rig an, der dem Jarl die Runen lehrte und sich ihm als Vater zu erkennen gab.
Jarl entwickelte sich so zu einem Krieger, der im Krieh seinen Besitz erweiterte, ehe er um die Erna aus vergleichbar reichem Hause werben ließ, mit der er zwölf Kinder zeugte von denen eines König (Konungr, „reicher Fürstensproß”) genannt wurde.


Die wirklichen gesellschaftlichen Verhältnisse zur damaligen Zeit sind selbstverständlich nicht so einfach erklärt, wie es die Rígsþula geschrieben wird, denn zum einen gab es in den einzelnen Schichten noch zahlreiche Abstufungen, zum anderen war es in den nordischen Ländern - im Gegensatz zum übrigen mittelalterlichen Europa - möglich, von einem Stand in den anderen auf- bzw. ab zu steigen. Außerdem bestanden zwischen den Ländern teilweise erhebliche Unterschiede .

Die drei Klassen

Die besten Quellen zur gesellschaftlichen Ordnung kommen aus Island , da dort im Gegensatz zu den skandinavischen Ländern vieles schriftlich überliefert wurde. Die Gesetzesbücher der damaligen Zeit beschreiben detailliert die Rechte und Pflichten der jeweiligen Klasse. Allerdings gab es auf Island keine Könige oder Jarle, wobei man aber bedenken muss, dass diese auch in den skandinavischen Ländern eher regionale Oberhäupter waren (eine Ausnahe stellte Harald Schönhaar dar, der von 885 bis 890 durch Gewalt über ganz Norwegen herrschte).

Der Jarl

Der stolze Jarl war ein Krieger-Häuptling, dem zahlreiche bewaffnete Gefolgsleute zur Seite standen und der über einen enormen Grundbesitz verfügte. Im Laufe der Wikingerzeit bildeten sich jedoch allmählich Königreiche in Skandinavien. Dadurch verloren die Jarle nach und nach einen Teil ihrer Unabhängigkeit und wurden zu adeligen Untertanen der Könige. Der Königs- oder Jarlstitel konnte nicht nur vererbt, sondern auch verliehen werden. Die Adligen und Könige wurden anders als in viele europäischen Ländern nicht als heilig oder „von Gottes Gnaden“ angesehen, sondern als außergewöhnlich fähige Männer, die den Respekt und die Anerkennung ihrer „Untertanen“ wegen dieser besonderen Fähigkeiten erhielten. Einen König allein aufgrund seiner Stellung zu verehren, wäre den Wikingern nie in den Sinn gekommen.
Doch auch wenn man sich zu Hause in Island keinem Herrscher unterordnete, so konnte man sich dennoch durchaus einem König oder Jarl als Kampfesgefährte anschließen. Somit gehörte man zu einem Kreis auserwählter Männer, die den Anführer bei all seinen Bestrebungen begleiteten und mit ihm kämpften, was als große Ehre angesehen wurde. Im Gegenzug wurde von dem Anführer erwartet, dass er seine Leute mit Speise und Trank, Kleidung, Waffen und Geschenken versorgte. Je großzügiger er war, desto mehr stieg sein Ansehen. Er musste zudem ein starker Krieger sein, der sich nicht scheute, Seite an Seite mit seinen Männern zu kämpfen, sowie ein guter Redner, der seine Anhänger überzeugen und ihnen immer neue Hoffnung machen konnte.

Die Freien

Auf der mittleren Hierarchiestufen standen die Freien - Handwerker, Bauern Fischer usw., die mit regionalen und zeitlichen Unterschieden in mehr oder weniger großer Abhängigkeiten von den lokalen Häuptlingen stehen konnten. Teilweise besaßen sie nur wenig eigenes Land oder waren so arm, dass sie sich als Lohnarbeiter verdingen mussten. Aus den Reihen rekrutierten die Kriegsherren auch die große Masse ihres Heeres. Viele der Männer, die sich auf die gefährliche Reise über das Meer begaben, um ferne Länder zu plündern, waren freie, aber landlose Kleinbauern, die auf reiche Beute hofften, um nach der Rückkehr in ihre nordische Heimat Ackerland erwerben zu können. Mit auf diese Fahrten wurden aber nur freie Männer mit einem festen Wohnsitz genommen, der für gesetzliche Angelegenheiten notwendig war, zum Beispiel, um jemanden zur Thingversammlung zu bestellen, wenn dort eine Angelegenheit geregelt werden musste.

Die Unfreien

Die Basis der nordischen Gesellschaft jedoch bildeten die Unfreien, die Sklaven. Sie wurden wie lebender Besitz behandelt und hatten praktisch keine Rechte. Ein Sklave konnte verkauft, den Göttern geopfert oder von seinen Herrn sogar zu Tode geprügelt werden - sie waren ihrem „Besitzer“ völlig ausgeliefert. Die Klasse der Sklaven umfasste Gruppen verschiedener Herkunft. Ein verarmter freier Mann und seine Familie konnten ebenso in die Sklaverei geraten wie ein überführter Verbrecher. Zu den Sklaven gehörten auch Kriegsgefangene und die Kinder der, die von Geburt an für die Sklaverei bestimmt waren.
Diese Gruppe der Gesellschaft hatte keinen eigenen Besitz, konnte nichts erben oder vererben, durfte keine Geschäfte abschließen und auch sonst keinerlei Rechtsgeschäfte tätigen. Eine Heirat unter Sklaven wurde als ungültig betrachtet. Nicht anders als ihre rechtliche Stellung war auch ihr Ansehen: Man hielt sie für feige, dumm und unzuverlässig. Allerdings waren sie im Handel der damaligen Zeit ein bedeutender Faktor, so gab es in Haithabu regelmäßig Sklavenmärkte, wo Gefangene aus Überfällen verkauft wurden. Viele der Sklaven kamen aus den slawischen Gebieten im Osten und aus den westeuropäischen Gebieten. Hinzu kamen die Leute, die eine Schuld nicht begleichen konnten und daher bis zur Schuldenfreiheit in den Dienst des anderen treten mussten. Zwar waren Sklaven zum Betreiben eines Hofes notwendig, doch bestand die Gefahr, dass, falls man zu viele von ihnen einsetzte, diese die Oberhand gewinnen und einen Aufstand wagen konnten.
Man konnte zwar aus der Sklaverei entlassen und somit zu einem freien Mann werden, doch der soziale Status solcher Personen war noch immer sehr niedrig. Wenn sie ohne einen Erben starben, fiel ihr Besitz wieder an ihren vorherigen Herren zurück. Allerdings waren in Island die Kinder eines Freigelassenen selbst vollkommen frei, in Norwegen erst nach vier Generationen.

Die Frauen

In einer Epoche, die im allgemeinen von kriegerischen Männern beherrscht wurde, war die Stellung der Frau bei vielen anderen Völkern häufig bedeutungslos. Bei den Wikingern waren die Dinge anders. Im Vergleich zu anderen europäischen Gesellschaften der damaligen Zeit hatte die skandinavische Frau eine sehr einflussreiche und fast gleichberechtigte Stellung. Das hatte einen ganz einfachen, pragmatischen Grund: Wenn die Männer auf ihren großen Seefahrten waren, wenn sie auf Raubzüge gingen oder Handel trieben, dann waren sie oft lange Zeit fern der Heimat. In dieser zeit der Abwesenheit mussten die Frauen Haus und Hof leiten und hatten die uneingeschränkte Herrschaft über Haus und Hof. Zudem waren sie erbberechtigt, konnten sich scheiden lassen und somit nicht in völliger Abhängigkeit ihrer Ehemänner.

Ausnahmen der Stände

Eine besondere Rolle nahmen die Dichter (Skalden) ein. Sie genossen in der nordischen Gesellschaft ein sehr hohes Ansehen und wurden wegen ihrer Kunst sehr geachtet. Aus der Wikingerzeit gibt es nur wenig Schriftgut, und so waren die Dichter die einzigen Vermittler von Kulturgut.
Auch zur damaligen Zeit gab es bereits Menschen, die völlig außerhalb der Gesellschaft standen. Dazu zählte man Bettler und mittellose Umherreisende, Zauberer und Seherinnen sowie die Geächteten.


Bei den Wikingern war der soziale Status nicht unabänderbar. Ein freier Mann konnte, wenn er genügend Reichtum und Ruhm erwarb, durchaus den Status eines Jarl erreichen. Andererseits konnte ein Jarl, wenn er seinen Pflichten (Erhalt von Sicherheit, Wohlstand und Ehre in seinem Gebiet) nicht nachkam, schnell diesen Titel verlieren - in den anderen Ländern der damaligen Zeit undenkbar. Auch die Stellung der Frau war zu der Zeit bei den Wikingern einzigartig. Die „wikingische Gesellschaft“ unterschied sich stark in wesentlichen Punkten von der des restlichen Europa, was letztlich zum Vermächtnis der Wikinger gehört. Über viele Jahre hinweg ist das soziale Gefüge der skandinavischen Länder weitaus fortschrittlicher und freier als im übrigen Europa gewesen.
.. sich erinnern heißt nicht Asche streuen, sondern das Feuer weitergeben ..
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